Leitfaden für historische Nutzfahrzeuge.
Quo vadis, Oldtimer? Wohin geht die Reise? Wie umweltverträglich und damit zukunftsträchtig sind historische Fahrzeuge?
Was ist eigentlich ein Oldtimer? Die meisten von uns denken doch, dieser Begriff stammt aus dem englischen Sprachgebrauch und beschreibt alte Fahrzeuge.
Dies trifft allerdings so nicht zu:
Als „Old-Timer“ bezeichnet man im englischen Sprachraum einen Kriegsveteran oder einfach einen älteren, unmodernen Menschen.
Eine Nutzung des Begriffs „Oldtimer“ für alte Fahrzeuge ist dagegen vollkommen ungebräuchlich.
Wir von der IG Historischer Güterverkehr haben uns schon vor geraumer Zeit von dem Begriff des „Oldtimers“ verabschiedet und sprechen bewusst von historischen Fahrzeugen.
Uns geht es darum, mehr als 30 Jahre alte Fahrzeuge in Ihrem historischen Kontext zu verstehen, zu ertüchtigen, sie zu erhalten und der Öffentlichkeit in Ihrer damaligen, eigentlchen Nutzung zu zeigen.
Dazu gehört nach unserer Auffassung nicht nur technischer Sachverstand, sondern auch ein fundiertes Wissen hinsichtlich des zeitlichen Kontextes, in dem diese Fahrzeuge ursprünglich anzutreffen waren.
Auf sogenannten Themenveranstaltungen zeigen wir den zahlreichen Zuschauern und Besuchern dann ein Stück Kraftfahrzeuggeschichte als lebendiges Diorama, wo historische Fahrzeuge miteinander ein Stück Verkehrs- und Fahrzeugtechnik-geschichte nachbilden.
Sind historische Fahrzeuge und deren Betrieb in Zeiten von E-Mobilität und Klimawandel noch vertretbar?
Der Reiz, der von historischen Fahrzeugen ausgeht, ist mehr als das pure Fahren auf der Straße. Es ist das Sammeln von Teilen und Komponenten zur Instandsetzung, das Verstehen der damaligen technologischen Möglichkeiten und der gemeinschaftliche Austausch mit Gleichgesinnten.
Fakt ist, Fahrzeuge, die mit H-Kennzeichen oder roter „07er-Nummer“ betrieben werden, werden in der Regel nicht als Alltagsfahrzeuge eingesetzt. Entsprechend niedrig sind die jeweiligen Kilometerleistungen pro Jahr (statistisch gesehen 1370km per Anno)
Nach einer 77 seitigen Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen aus dem Jahr 2015 ergibt sich folgender Sachverhalt:
„Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass der Emissionsbeitrag der Oldtimerfahrzeuge in der Gesamtheit, auch für die späteren Bezugsjahre mit entsprechend hohem Fahrzeugbestand, in Summe pro Abgaskomponente jeweils nur einen einstelligen prozentualen Anteil ausmacht…“ (BAST, Heft F120).
Der historische Nutzen und der nur geringe Anteil an den Gesamtemissonen lässt uns als IG-Historischer Güterverkehr deshalb zu der Ansicht kommen, dass der Erhalt und der Betrieb von Fahrzeugen, die 30 Jahre und älter sind, bedenkenlos mit einem umweltverträglichem Verhalten vereinbar sind. Vielmehr kann durch eine sachgemäße Handhabung und öffentlichen Präsentation dieser Fahrzeuge der Nachwelt ein Stück Kulturgut erhalten werden. Jedes dieser Fahrzeuge wird dann somit zu einem Baustein eines großen, mobilen Museums.
Wie können wir die Wahrnehmung dieser Fahrzeuge in der Öffentlichkeit bewahren bzw. verbessern?
Die IG-Historischer Güterverkehr hat sich diesbezüglich intensiv Gedanken gemacht und einen Leitfaden für den Betrieb von historischen Fahrzeugen entwickelt. Dieser lautet wie folgt:
1) Als IG Historischer Güterverkehr treten wir für eine sach- und zeitgerechte Präsentation unserer Fahrzeuge in der Gesellschaft ein.
2) Unsere Fahrzeuge betrachten wir als ein Stück Technik- und Kulturgeschichte unseres Landes.
3) Unsere Fahrzeuge werden auf Themenveranstaltungen einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei ist uns das sachkundige Gespräch mit interessierten Besuchern ein wichtiges Anliegen.
4) Wir erhalten unsere Fahrzeuge in einem technisch einwandfreiem Zustand, sodass durch diese keine Gefährdung für Mitmenschen oder die Umwelt ausgeht.
5) Wir erhalten und bewegen unsere Fahrzeuge ausschließlich entsprechend ihrer ursprünglichen Bestimmung.
6) Wir distanzieren uns mit unseren Fahrzeugen und Veranstaltungen bewusst von lautstarken, emissionsreichen und unsachgemäßen Vorstellungen jeglicher Art (z.B. Treckertreck, Beschleunigungsrennen etc.)
7) Im Sinne der Nachhaltigkeit achten wir auf den dauerhaften Erhalt unserer Fahrzeuge jetzt und in Zukunft.
8) Wir treten geschlossen und entschlossen dafür ein, dass historische Fahrzeuge, deren Erhalt und Präsentation einen Beitrag zur lebendigen Bewahrung eines Teils unserer Geschichte und Kultur darstellen, auch zukünftig noch betrieben werden können.
Wir würden uns freuen, wenn sich möglichst viele Gleichgesinnte unserer Denk- und Verhaltensweise anschliessen, denn damit ist auch zukünftig ein durchweg positives Ansehen von historischen Fahrzeugen in der Öffentlichkeit und Umwelt sichergestellt.