Fahrzeugbau

Unsere Fahrzeuge werden nicht mit heutigen Zutaten aus dem Zubehörhandel in Hochglanz erstellt, sondern wir fertigen die Aufbauten für unsere Fahrzeuge mit zeitgemäßen Materialen in handwerklicher Tradition der damaligen Fahrzeugbauer, sodass sie als echte Lastwagen für ihren ursprünglichen Einsatzzweck voll gebrauchsfähig sind und ihre natürliche Patina erhalten.

MAN F 4 Baujahr 1937, 150 PS

Als das Dezember-Heft 2006 vom historischen Kraftverkehr erschien und ich die Kleinanzeigen durchgelesen habe, wollte ich erst garnicht wahrhaben was ich da gelesen habe - Zu Verkaufen MAN Typ F 4 ohne Fahrerhaus und Motor - kurzerhand rief ich die angegebene Telefon Nr. an und hatte prompt den Besitzer, einen Herrn Koch aus Ravensburg, am Telefon.

Das Gespräch mit Herrn Koch verlief sehr freundlich, er erzählte mir, er habe den MAN aus einer Tongrube in der Umgebung geborgen und wollte den Bagger und einen Porsche Schleppermotor (war als Antriebsmotor eingebaut) haben. Nachdem er sich diese Teile abgebaut hatte sollte der rest verschrottet werden. Aber der Schrotthändler meinte, obwohl man eigentlich nicht wusste was man da für ein Fahrzeug vor sich hatte, das es zu schade zum Verschrotten wäre und man sollte versuchen einen Liebhaber für den MAN zu finden.

Kurzerhand wurde das Typenschild an der Spritzwand freigelegt und die Daten für die Verkaufanzeige an den HIK weitergegeben.

Herr Koch hatte leider keine Möglichkeit mir kurzfristig Bilder von dem MAN zu schicken, so dass ich den MAN blind und auf Risiko kaufte.

Als ich den MAN etwa 14 Tage später abholte war die Anspannung sehr groß, aber als ich auf den Platz fuhr und das Fahzeug sah, wurde ich nicht entäuscht, da standen tatsächlich die Überreste von einem MAN F 4 - viel Arbeit aber wenigstes eine Basis, welche immerhin 70jahre alt war .  

Somit ging der Traum vom schweren Vorkriegslastwagen in Erfüllung.

Glücklicherweise haben wir schon diverse Unterlagen, wie Prospekte, Ersatzteillisten und Zeichnungen vom MAN F 4 in unserem Archiv so dass ich für die Restauration gut aufgestellt war.

Die eigentliche Restauration begann damit den Rest des MAN von allem zu befreien, was nicht an das Fahrzeug gehört inklusive einer ordentlichen Wäsche mit dem Dampfstrahler.

Nun wurde der MAN komplett zerlegt und als erstes wurde der Rahmen rekonstruiert, da dieser leider hinter den vorderen Hinterfederböcken abgeschnitten war und die Hinterachse mit Stahlwinkeln unter den Rahmen geschraubt war.

Dafür wurden die entsprechenden Rahmen-Profile angefertigt und am vorhandenen original Rahmen angeschweißt, der Übergang verstärkt und mit nachgefertigter Quer- und Hecktraverse war somit der Rahmen wieder rekonstruiert.

Auch die hinteren Federböcke, Hinterfedern und Federbügel wurden nachgefertigt so dass die, nebenbei mit neuen Lagern und Wellendichtringen sowie überholter Bremse versehene, Hinterachse wieder ihren Platz an der richtigen Stelle erhalten hat und der MAN wieder über den Originalen Radstand von 5000 mm verfügt.

Die Gelenkwellen wurden bei einem Fachbetrieb angefertigt und mit einem rekonstruierten Mittellagerbock eingebaut.

Glücklicherweise war das originale Getriebe, ein ZF FAKS 55, noch vorhanden. Man hatte nur die Schaltkulisse durch Zuschweißen so blockiert das nur der 1, 2 und Rückwärtsgang zu benutzen war, auch die Umlenkung für den Schnellgang war leider entfernt, so dass auch diese mit Hilfe eines befreundeten Maschinenbauers rekonstruiert wurde musste.

Die Schaltkulisse haben wir einfach nur wieder ausgefeilt und versehen mit neuen Lagern und Dichtungen war das Getriebe wieder einsatzbereit, somit war der Antriebstrang schon einmal wieder hergestellt.

Da wir leider keinen originalen Motor vom Typ D 3555 hatten, damals schon ein Direkteinspritzer, haben wir uns entschieden einen D 2125 aus den sechziger Jahren zu verwenden. Für den Motor haben wir die Motorlagerböcke so angefertigt das diese genau auf die im Rahmen vorhandenen Motorlagerböcke passen um dort nichts zu verändern.

Die Kupplungsglocke des D 2125 wurde so umgebaut das eine kurze Welle zum Getriebe eingebaut werden konnte, so wie beim original Motor.

Es gelang uns sogar noch einen originalen MAN F 4 Kühler ausfindig zu machen welcher nun nach Überholung wieder unter der Blechmaske verbaut ist.

An der Vorderachse haben wir lediglich die Bremsbelege erneuert und die Radlager geprüft und neu gefettet. Die Bremswellen und Umlenkhebel wurden lediglich mit neuen Schmiernippeln versehen und abgeschmiert. Gleiches gilt auch für die Lenkung sowie Schub und Spurstange.

Da die Druckluftbremsanlage nicht mehr vorhanden war, haben wir uns entschlossen die Anlage mit neuen Ventilen und zweikreisig abgesichert auf relativ modernen Standard im MAN F 4 einzubauen. Die beiden Luftkessel wurden aber, wie beim MAN F4 typisch, hinten quer am Rahmen verbaut. Zu der relativ modernen Druckluftbremsanlage haben wir uns entschlossen, da der F 4 vom Werk her über nur 2 Bremszylinder verfügt, welche beim Betätigen der Fußbremse auf eine Welle mit Hebeln im Rahmen wirken, so das von dort aus über Gestänge die Bremswellen an der Vorder- und Hinterachse die Abbremsung einleiten.

Die Handbremse wirkt mechanisch auf die Hinterachse.

Nachdem das Fahrgestell nun wieder Fahrbereit war und wir auf dem Hof mit einer Holzkiste als Fahrersitz nur ein wenig hin und her fahren konnten war die Motivation groß, aus dem MAN wieder einen ordentlichen Fernverkehrslastwagen entstehen zu lassen.

Im ersten Schritt wurden die vorhandenen Vorderkotflügel, Stoßstange und Motorhaube mit Spritzwand wieder aufgearbeitet, da sich diese Teile noch in einem Zustand befanden, der eine Rettung durchaus möglich machte und Wert darauf gelegt wurde so viel wie möglich der alten Substanz zu verwenden.

Das Fahrerhaus und der Pritschenaufbau waren nicht mehr vorhanden, wir haben uns deshalb entschlossen ein Fahrerhaus und den Pritschenaufbau im Stil, wie ein Karosseriebauer der 30,40 und 50er Jahre gebaut hätte, neu zu bauen. Somit steht uns der MAN F 4 auch für unsere Themenveranstaltungen zu diesen Epochen mit der entsprechenden Beschilderung zur Verfügung.

Da auch früher viele dieser schweren Fernverkehrslastwagen, zum Teil neu aufgebaut, bis weit in die 50er Jahre im Einsatz waren.

Die Farbgebung orientiert sich an den vom RKB vorgegebenen Farben welche auch viele Fernverkehrsunternehmer nach dem Krieg beibehalten haben.

Der MAN F 4  bei der Abholung aus der Tonkuhle, noch mit Bagger.

Nach Abholung und Entladung in Schenefeld.

Das Typenschild, bei Freilegen mit der Drahtbürste leider etwas zerkratzt.

Der original Radstand von 5000 mm ist wieder hergestellt.

Die Hinterachse des MAN F 4 besteht aus Tagachse und dahinterliegenden Antrieb.
Diese Achsausführung fand bei Mercedes und MAN noch bis in die siebziger jahre Verwendung.

Das Fahrerhaus im Rohbau.

Das Fahrerhaus verblecht.

Das neu gefertigte Fahrerhaus wurde auf dem Rahmen befestigt.

Haube, Stoßstange und Vorderkotflügel angepasst.

Alle Teile sind vorlackiert.

Das Holz für den Hilfsrahmen wurde zugeschnitten und aufgebaut.

Borgward B 4500 Baujahr 1957, 110 PS

Aufbau nach Kundenwunsch mit geteilten Klappen und Spriegel für Segeltuchplane.

Stirnwand und Klappen mit Nut- und Federbrettern.

Herausnehmbare Rungen und abnehmbares Planengestell.

Fertig lackiert zum Auflegen der Plane.

Segeltuchplane in der Mitte geteilt und zum Aufrollen mit Zickzackhalterung.


Borgward B 655 Baujahr 1960, 110 PS

Aufbau nach Kundenwunsch mit geteilten Klappen und Spriegel für Kunststoffplane.

Stirnwand und Klappen mit Nut und Federbrettern.

Herausnehmbare Rungen und voll abnehmbares Planengestell.

Besonderer Wert wurde auf die individuelle Gestaltung des Reserveradhalters gelegt.

Fertiggestelltes Fahrzeug, bereit zur Auslieferung.